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Nach 14 Jahren markierte die 7. Internationale Interdisziplinäre pairfam-Konferenz, die vom 11. bis 13. Mai in München stattfand, zugleich das Ende der Förderung des Beziehungs- und Familienpanels durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). In neuem Gewand wird es jedoch weitergehen: Die pairfam-Stichprobe wird im Rahmen von FReDA weiterbefragt und ist aktuell bereits mit der Erhebungswelle 2a im Feld.
Mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren nach München gekommen oder nahmen online an der Hybrid-Konferenz teil. Prof. Dr. Hans van Ess, Vizepräsident der Ludwig-Maximillians-Universität München für den Bereich Forschung, gratulierte zu Beginn dem Projektverbund zu der jahrelangen, erfolgreichen Arbeit. Anschließend würdigte Dr. Eckard Kämper, Programmdirektor bei der DFG für Geistes- und Sozialwissenschaften und seit Beginn für pairfam verantwortlich, das Beziehungs- und Familienpanel als ein herausragendes Projekt, das die Art und Weise, wie Familienforschung in Deutschland betrieben wird, nachhaltig verändert hat.
Der ehemalige Projektleiter Prof. Dr. Johannes Huinink lieferte einen persönlichen Rückblick auf die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte des Projekts, die 2004 begann. Zunächst wurden im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1161 vier Jahre lang Instrumente entwickelt, die in den drei Wellen des Mini-Panels getestet wurden. 2008 war dann der „Take Off“ des pairfam-Panels mit 12.402 realisierten Ankerpersonen-Interviews. Die Finanzierung als DFG-Langfristvorhaben begann 2010. Gerungen wurde im Team immer wieder leidenschaftlich und durchaus kontrovers insbesondere um die Befragungsinhalte – doch letztlich konnten mit Blick auf das gemeinsame Ziel immer Kompromisse gefunden werden, so erinnerte sich Prof. Huinink. Der Erfolg von pairfam lässt sich u.a. an inzwischen über 400 Publikationen (davon mehr als die Hälfte in SSCI-Journals) und mehr als 2.200 Datennutzerinnen und -nutzern bemessen. Mit einem „Big Thank You“ an alle Beteiligten endete Prof. Huininks Vortrag.
Die aktuellen Projektleiterinnen und -leiter beleuchteten in ihren Keynote Lectures die inhaltlichen Erkenntnisse, die pairfam über die Jahre zu den Kernbereichen Partnerschaft, Fertilität, Parenting und Kindeswohl, intergenerationale Beziehungen sowie Surveymethoden beisteuerte. Dabei ließ das Multi-Actor-Design als eine Besonderheit von pairfam zum Beispiel Aussagen über den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften beider Partner und Partnerschaftszufriedenheit sowie eine Drei-Generationen-Perspektive bei der Erforschung intergenerationaler Transmissionsprozesse zu. Die Erfassung kindlichen Wohlbefindens sowohl aus Eltern- als auch aus Kinderperspektive zeigte beispielsweise, dass Mütter mit höherem Work-Family-Conflict strengere Erziehungsmethoden anwenden, was den Zusammenhang mit kindlichem Problemverhalten teilweise erklärt. Auch die Erforschung neuer Entwicklungen und Konzepte, wie beispielsweise „Co-Parenting“ und „Regretting parenthood“, wurden mit den pairfam-Daten möglich. Die zusätzliche pairfam COVID-19-Studie lieferte Daten zu subjektiven Veränderungen im Familienklima während der Pandemie. Surveymethodologisch lieferte das pairfam-Projekt u.a. Erkenntnisse zu Vorteilen graphischer Event-History Calenders und dem Einspielen von Informationen aus dem Vorjahr für Panelstudien.
Prof. Dr. Bernhard Nauck, ehemaliger Projektleiter der TU Chemnitz, machte in seinem Vortrag die Bedeutung und Herausforderungen international vergleichender Familienforschung deutlich und präsentierte Ergebnisse zu unterschiedlichen Übergangsmustern und Familienkonstellationen im jungen Erwachsenenalter. In verschiedenen Harmonisierungsprojekten, die Vergleiche u.a. mit China, Japan, den USA oder europäischen Ländern ermöglichten, leistete das pairfam-Team hier einen zentralen Beitrag für die Familienforschung, wie Prof. Nauck deutlich machte.
Martin Bujard gibt einen Ausblick auf die Fortführung der pairfam-Stichprobe in FReDA. Quelle: © Emily Lines / FReDA
Die 26 inhaltlichen Vorträge und neun Poster während der drei Konferenztage präsentierten darüber hinaus neue Analysen zu den Kernbereichen des pairfam-Projekts und basierten in der Mehrzahl auf Analysen der pairfam-Daten. Im Rahmen eines „Invited Symposiums“ referierten Wissenschaftlerinnen aus Irland und Finnland Erkenntnisse zu sozialen Beziehungen, Wohlbefinden und „School Burnout“ von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie. Die FReDA-Kolleginnen Annika Stein, Emely Ullrich und Almut Schumann präsentierten Ergebnisse zu ökonomischer Deprivation und Erziehungsverhalten, zum Einfluss elterlicher Trennung im Erwachsenenalter und zu Effekten des Erhebungsmodus bei der Erfassung der Partnerschaftszufriedenheit. PD Dr. Martin Bujard lieferte einen Ausblick auf die Zukunft der pairfam-Stichprobe und stellte FReDA vor.
Da eine Panelstudie mit jeder Welle zusätzliche Analysepotenziale bietet, wird das Interesse an den pairfam-Daten sicherlich noch weiter zunehmen. Mit dem Release 13.0 steht seit Juni 2022 bereits eine weitere Erhebungswelle zur Verfügung. Informationen zum Datenzugang finden Sie auf der pairfam-Homepage.
Darüber hinaus finden Sie aktuelle Informationen zu pairfam, zur Integration der Stichprobe in FReDA und zum künftigen Zugang zu den pairfam-Daten natürlich auf unserer Website freda-panel.de.
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