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Zu den Kernthemen in FReDA zählen unter anderem das Beziehungsleben und Geschlechterrollen. Auf diese Themen werfen die Analysen von D. Lück, L. C. Frembs, M. Bujard und U. Weih Schlaglichter: Sie schauen auf die Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung im Haushalt und auf häufige Themen bei Streit in Beziehungen. Dabei zeigen sie Geschlechterrollen in den als ideal empfundenen Erwerbsarbeitszeiten von Müttern und Vätern auf sowie in den geschlechtsspezifischen Sorgen während der Corona-Pandemie. Wir veröffentlichen hier einen Auszug aus ihrer Studie „Geschlechterrollen, Hausarbeit, Paarkonflikte“, die in Heft 1/2023 der Reihe „Bevölkerungsforschung Aktuell“ vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) publiziert wurde.
Ein zentrales Thema in Partnerschaften ist die Aufteilung der wichtigsten und zeitaufwändigsten gemeinsamen Verantwortungen: auf der einen Seite die Erwerbsarbeit und auf der anderen Seite Haus- und Sorgearbeit, in der Regel die Betreuung und Erziehung von Kindern oder die Pflege von Familienangehörigen. Der Verantwortungsbereich der Hausarbeit, welcher traditionell Frauen zugeschrieben ist, wird heute etwas egalitärer zwischen den Partnerinnen und Partnern einer Paarbeziehung aufgeteilt als in den 1960er Jahren. Doch auch heute lässt sich aus den FReDA-Daten ablesen, dass beispielsweise das Putzen, Kochen oder Wäschewaschen in vielen Partnerschaften vorrangig von der Frau übernommen wird.
Wie Abbildung 1 zeigt, führt eine ungleiche Verteilung bei der stärker involvierten Person zu Unzufriedenheit. Befragte, die angeben, dass sie eine Haushaltstätigkeit „immer“ oder „überwiegend“ übernehmen, äußern eine geringere Zufriedenheit mit der Aufteilung der Hausarbeit im Allgemeinen. So bewerten zum Beispiel Frauen, die das Wäschewaschen in ihrer Beziehung immer übernehmen, ihre Zufriedenheit mit der Aufteilung der Hausarbeit auf einer Skala von 0 bis 10 im Durchschnitt mit etwa 6,7, also mit einem vergleichsweisen niedrigen Wert. Das gilt ganz ähnlich auch für Männer, die das Wäschewaschen alleine übernehmen – auch wenn das im Vergleich zu Frauen deutlich seltener vorkommt. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich für andere Tätigkeiten im Haushalt wie Kochen oder Putzen. Ob die Haushaltstätigkeit gleich aufgeteilt ist oder ob die Partnerin oder der Partner mehr tut, macht für die Zufriedenheit dagegen kaum einen Unterschied. Ein hohes Maß an Zufriedenheit bei beiden Partnerinnen und Partnern stellt sich nur ein, wenn „beide gleichermaßen“ die Hausarbeit schultern.
Abbildung 1: Zufriedenheit mit der Aufteilung der Hausarbeit in Abhängigkeit von der Aufteilung des Wäschewaschens
Daten: FReDA, Teilwelle W1A (2021), n=13.581 (mit Partnerin oder Partner zusammenwohnende Personen), vorläufige Gewichtung. Frage: „Auf einer Skala von 0 bis 10, wie zufrieden sind Sie mit der Aufteilung der Hausarbeiten zwischen Ihnen und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin?“ Dargestellt sind mittlere Angaben (arithmetisches Mittel) auf einer Skala von 0 („Überhaupt nicht zufrieden“) bis 10 („Vollkommen zufrieden“) für Befragte, die unterschiedliche Angaben zur faktischen Aufteilung verschiedener Haushaltstätigkeiten gemacht haben. Quelle: © FReDA / eigene Berechnungen
Wie sich aufgrund der Befunde zur (Un)Zufriedenheit mit der Aufteilung der Hausarbeit vermuten lässt, ist diese auch ein häufiges Konfliktthema in Partnerschaften (siehe Abbildung 2). Bei der Frage, wie häufig man sich mit der Partnerin oder dem Partner über verschiedene Themen streitet, wird die Hausarbeit besonders oft genannt. Allerdings muss nicht in jedem Fall die Aufgabenteilung das Streitthema sein; es könnte beispielsweise auch um die Ausführung gehen. Das am zweithäufigsten genannte Konfliktthema ist die Freizeitgestaltung.
Abbildung 2: Themen, über die Paare streiten, nach Alter
Daten: FReDA, Teilwelle W1A (2021), n=16.677 (Personen in Partnerschaft), vorläufige Gewichtung. Frage: „Wie oft hatten Sie in den letzten 12 Monaten mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin eine Meinungsverschiedenheit über … Hausarbeit?/... Geld?/... Gestaltung der Freizeit?/... die Beziehung zu Freunden?/... die Beziehung zu den Eltern?/... Familienplanung?/... Fragen der Kindererziehung?“ mit den Antwortvorgaben „Nie“, „Selten“, „Manchmal“, „Oft“ und „Sehr oft“. Dargestellt sind die zusammengefassten Anteile der Zustimmungen zu den Antworten „Manchmal“, „Oft“ und „Sehr oft“ für verschiedene Altersklassen. Quelle: © FReDA / eigene Berechnungen
Bestimmte Konfliktthemen gewinnen und verlieren im Lebensverlauf an Relevanz, weil sie im Alltag der Paare nur in bestimmten Lebensphasen eine Rolle spielen. Abbildung 2 macht dies am Alter der befragten Person fest. So gewinnt das Thema Familienplanung zwischen 20 und 30 an Bedeutung und verliert sie jenseits der 40, wenn die Familienplanung für die meisten Paare abgeschlossen ist. Über die Kindererziehung streiten sich Paare dann, wenn minderjährige Kinder da sind: typischerweise jenseits der 30.
Von der Partnersuche bis zur Trennung beleuchten die FReDA-Daten diverse Aspekte des Beziehungslebens, von denen hier nur Ausschnitte gezeigt wurden. Die Frage, wie Paare ihren Alltag organisieren und wie sie insbesondere den Spagat zwischen Hausarbeit, Kindererziehung und Erwerbsarbeit hinbekommen, ist nach wie vor zentral. Dementsprechend machen sich daran häufig Unzufriedenheit und Konflikte fest. Über die vergangenen Jahrzehnte zeigt sich ein Trend, die Aufgaben in der Partnerschaft zunehmend paritätisch auf zwei Paar Schultern zu verteilen. Doch weiterhin klaffen Wunsch und Wirklichkeit häufig auseinander.
Die vollständige Analyse „Geschlechterrollen, Hausarbeit, Paarkonflikte“ von den Autoren Detlev Lück, Lena C. Frembs, Martin Bujard und Ulrich Weih finden Sie im aktuellen Heft „Bevölkerungsforschung Aktuell“ des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Das Heft können Sie hier downloaden.
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