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Politikberatung ist ein zentraler Bestandteil von FReDA. In unseren regelmäßig erscheinenden Policy Briefs greifen wir aktuelle Forschungsergebnisse zu gesellschaftlich relevanten Themen auf und entwickeln daraus Empfehlungen für Politik und Praxis. Im neuesten Policy Brief vom Mai 2024 haben sich Sabine Diabaté, Lena C. Frembs, Till Kaiser und Martin Bujard mit dem Thema „Einsamkeit“ auseinandergesetzt. Die Autorinnen und Autoren haben einen deutlichen Anstieg des Gefühls Einsamkeit registriert, dabei ausgeprägte Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen beobachtet sowie diverse „Schutz- und Risikofaktoren“ festgestellt.
Während der Covid-19-Pandemie ist bei vielen Menschen das Gefühl von Einsamkeit sprunghaft angestiegen. Doch obwohl Lockdowns und massive Kontaktbeschränkungen mittlerweile der Vergangenheit angehören, ist die Verbreitung dieses schmerzhaften Gefühls nicht wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgegangen.
Für die vergangenen fünf Jahre zeigt sich bei Erwachsenen von 18 bis 53 Jahren ein signifikanter Anstieg von Einsamkeit. Während von 2005 bis 2017 die Einsamkeit recht stabil zwischen 14 bis 17 Prozent lag, ist sie mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 sprunghaft auf 40,9 Prozent gestiegen. Bei den jüngsten bevölkerungsrepräsentativen Einsamkeitsmessungen im Jahr 2022 hat sie sich auf 36,4 Projekt leicht abgesenkt. Doch noch immer gab jede dritte Person an, von Einsamkeit betroffen zu sein.
Dabei gilt chronische Einsamkeit als problematisch und wird als gesamtgesellschaftliche Herausforderung angesehen. Das hat zwei Gründe: Individuell geht Einsamkeit mit zahlreichen Gesundheitsrisiken einher: Einsame leiden unter anderem häufiger unter Schlafproblemen, sie haben ein höheres Risiko für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte und verfügen über eine reduzierte Immunabwehr.
Neben diesen individuellen, gesundheitlichen Risiken haben einsame Menschen aber auch ein höheres Risiko sich zu isolieren und sich z.B. politisch oder religiös zu radikalisieren. Zunehmende Einsamkeit kann den inneren, sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährden und damit einen Risikofaktor für die Demokratie darstellen.
Die Autorinnen und Autoren unterscheiden dabei zwischen emotionaler und sozialer Einsamkeit. Als emotionale Einsamkeit definieren sie das Fehlen einer engen, vertrauten Beziehung. Soziale Einsamkeit dagegen stellt den Mangel an Freundschaften und anderen persönlichen Beziehungen dar. Die Analyse zeigt, dass soziale Einsamkeit deutlich häufiger vorkommt als emotionale Einsamkeit und dass Frauen eher emotional einsam, Männer jedoch häufiger sozial einsam sind. Für beide Formen der Einsamkeit beobachten sie unterschiedliche Risiko- bzw. Schutzfaktoren.
Risikofaktoren
Schutzfaktoren
Die „Risiko- und Schutzfaktoren“ aus dem Jahr 2021 haben sich auch für den Winter 2022/2023 kaum verändert. Besonders auffällig ist das hohe Einsamkeitsempfinden der Alleinlebenden und der Allein-/Getrennterziehenden von über 50 Prozent – zwei Gruppen, die erheblich und nachhaltig psychisch belastet zu sein scheinen. Des Weiteren sind die jüngeren Erwachsenen zwischen 19 und 29 Jahren signifikant häufiger von Einsamkeit betroffen als Erwachsene mittleren Alters. Offenbar hat sich hier eine neue Risikogruppe gebildet, deren Einsamkeit auch nach der Pandemie noch auf einem besorgniserregenden Niveau liegt.
Insgesamt zeigen sich zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen ausgeprägte Unterschiede in der Einsamkeitsbetroffenheit und diverse „Schutz- und Risikofaktoren“. Die Ergebnisse verweisen auf Risiken, die im Wesentlichen den soziökonomischen Status (Einkommen, Bildung, Erwerbstätigkeit), die Lebenssituation (Allein-/Getrennterziehende und Alleinlebende) sowie Staatsangehörigkeit bzw. den Migrationshintergrund umfassen.
Ein weiteres großes Einsamkeitsrisiko geht von einem längerfristigen schlechten Gesundheitszustand aus. Diese Aspekte können ungünstig miteinander interagieren, sodass bei Personengruppen, in denen mehrere der genannten Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, von einer besonders hohen Einsamkeitswahrscheinlichkeit auszugehen ist. Diese Bevölkerungsgruppen gilt es künftig genauer in den Blick zu nehmen.
Die ausführlichen Analysen und Berechnungen finden Sie in dem Policy Brief „Einsamkeit im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter angestiegen“, den FReDA im Mai 2024 veröffentlicht hat. Sie können den Policy Brief hier downloaden.
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